Diesem Model, einer SX-70 Alpha, ging es heute ans Leder!
Wenn man seine alte SX-70 aufmotzen will, oder einfach nur das alte Leder durch neues ersetzen, braucht man folgende Dinge:
einen Fön
einen Spachtel
Nagellackentferner oder Waschbenzin (oder zur Not: Nivea-Creme)
Ohrenstäbchen
zwei Schälchen, eines mit einer leichten Essig-Wasser-Lösung (nur ein paar Tropfen Essig oder Essigessenz) und eines mit klarem Wasser
ein Tuch (unfusselig!)
eine Stecknadel/ Nadel/ ähnliches
&
viel Geduld, Ruhe und keine Angst!
So kann das dann aussehen.
Und so sieht die Kamera vor ihrer Aufhübschung aus:
Als erstes kommt der Fön zum Einsatz. Das Leder ist auf der Kamera verklebt und wenn man es mit dem Fön ordentlich anheizt, löst sich die Verklebung relativ gut (in diesem Fall zumindest!)
Hier habe ich nicht einmal den Spachtel gebraucht, nur, um die Ecken kurz anzuheben, dann ging alles von alleine.
Falls der Kleber doch noch etwas hartnäckiger ist, einfach nochmals anfönen. Bloss nicht mit Gewalt am Leder reissen!
So kann man dann nach und nach alle Lederelemente von der SX-70 ablösen. Wenn man das bewältigt hat, sieht die Kamera etwa so aus:
Und so das, was vorher drauf war:
Dann muss man noch die Klebereste von der Kamera entfernen. Das geht am besten vorsichtig mit Waschbenzin oder Nagellackentferner (am besten nimmt man so fertige Tücher), oder, wenn man gar nichts davon im Haus hat, geht es auch mit Nivea-Creme und etwas mehr Geduld. Warum, das erklärt einem ein Chemiker am allerbesten, ich sage nur: es klappt.
Mit Nivea dauert es eine ganze Weile und man muss zwei, drei Cremungen durchführen, bis sich die Klebereste komplett entfernen lassen. Mit Nagellackentfernertüchlein geht es schneller.
Wenn die SX-70 dann sauber und entkleidet ist, kann man sich noch das Innere vor nehmen. Bei dieser Kamera hier, gab es das Problem, dass auf den Fotos an beiden Seiten durchlaufende weiße Pünktchen auf dem Bild waren.
Bei so alten Kameras kann es oft sein, dass bei der Benutzung vorher ab und an durch die Walzen nicht nur das Foto durchgedrückt wird, sondern dabei auch etwas Chemiepaste (Entwicklerpaste im Bild) mit austritt. Diese setzt sich dann zwischen und unter den Walzen ab und bleibt da auch ziemlich hartnäckig sitzen.
Auch beim Auswerfen des Fotos wird diese weiße, ätzende Paste am Auswurfschlitz abgestrichen und setzt sich dort fest. Das muss man alles bereinigen, ansonsten versaut man sich zum einen alle Bilder, zum anderen früher oder später auch die Kamera.
Dieser Teil ist ein wenig kniffelig, weil man an die Walzen und vor allem an den Chemiedreck schwierig heran kommt, ohne die Kamera auseinander zu bauen. Mit Geduld und ein wenig Fingerspitzengefühl (und Übung) bekommt man das aber nach und nach hin.
Man muss die Klappe, die ganz vorne an der Kamera ist, wenn der Filmschacht offen ist, etwas herunter drücken und dann kann man meistens unter den Walzen dicke, weiße Klumpen sehen- die müssen weg.
Mit Ohrenstäbchen etwas Essigwasser drauf tröpfeln und einweichen und dann die Reste mit einem trockenen Ohrenstäbchen entfernen. Bitte nicht einfach die Flüssigkeit drauf kippen, denn die Kamera hat natürlich ein hoch empfindliches, elektronisches Inneres, das soll ja nicht beschädigt werden!
Mit der Nadel kann man den verklemmten Resten an den Kragen. Aber Vorsicht! Nicht zu dolle stochern, sonst verkratzt man die Walzen!
Am besten ist, man versucht sich da ein bisschen kreativ dran und plant ein bisschen Zeit dafür ein.
So (oder noch ein bisschen ordentlicher...) sollte das dann nach der Reinigung aussehen:
Wenn die Kamera sauber ist, kanns ans Beledern gehen.
Entweder man bestellt sich bei Ebay schon vorgeschnittene Lederteile (kosten da zwischen 12 und 16 Euro) oder man schneidet sich selbst welche zu aus Lederresten. Man kann natürlich auch Stoff, Folie, oder was einem halt am besten gefällt, aufbringen. Ich mag es eher: klassisch. Ledern eben.
Na gut, so klassisch mag ichs auch nicht, daher ist das neue Outfit für meine SX-70 diesmal ein sattes Rot!
Hinten auf den Zuschnitten ist doppelseitiges Klebeband. Nicht das faserige, sondern das ganz glatte.
Das muss man jetzt mit ruhiger Hand ordentlich auf die Kamera aufkleben. Je ordentlicher die Teile zugeschnitten sind und je mehr Zeit man darauf verwendet, geduldig und sauber zu arbeiten, desto schöner ist am Ende das Ergebnis. Also: sorgfältig!
Ende gut, alles gut und dann sieht die Kamera so aus (wie neu, nämlich!)
Da strahlen beide. Ich & die Kamera!